Alpamare Bad Tölz

Im Juli 2014 waren wir das zweite und damit auch das letzte Mal im Alpamare Bad Tölz. Das Freizeit- und Erlebnisbad öffnete am 30. August 2015 das letzte Mal für Besucher, jetzt ist das Bad für immer geschlossen und wird voraussichtlich abgerissen. Das Inventar wurde bereits versteigert, Rutschreifen und Rutschmatten fanden unter Fans dankbare Abnehmer. Was mit den Rutschen passieren wird ist unklar, wahrscheinlich werden aber auch diese der Wertstoff-Verwertung zugeführt und somit für immer von der Bildfläche verschwinden.
Dabei hat alles so gut angefangen im Jahr 1970, als das Alpamare Bad Tölz seine ersten Besucher begrüßte.

Das Bad war das erste Erlebnisbad mit Wellenbecken und zog somit die Aufmerksamkeit auf sich. Das Alpamare war von Anfang an nach dem Vorbild großer amerikanischer Freizeitbäder als Erlebnisbad mit reichlich Action konzipiert. Der Eingangsbereich mit relativ kleiner Empfangshalle und einem Kassen-Counter im Stile eines Fahrgeschäftes lockten die Besucher. Allerdings war die Preisstruktur vor allem zu Euro-Zeiten alles andere als angemessen. Familien mit zwei Kindern legten für einen Tagesaufenthalt gut und gerne über 100,00 Euro auf den Tresen - Verpflegung noch nicht mit eingerechnet. Als dann am 31. März 2007 im nur knapp eine Autostunde entfernten Erding das Galaxy Erding mit 16 Riesenrutschen eröffnete und die Eintrittspreise der Therme nur moderat angepasst wurden war das Schicksal des Alpamare bereits besiegelt - das Bad verlor rasch an Aufmerksamkeit, die Besucher strömten ins nahegelegene Erding und konnten vom ersparten Geld auch noch einen Cocktail an der Poolbar im Thermenbecken trinken.

Nach dem Bezahlen des happigen Eintrittspreises ging es runter in den Keller zu den Umkleiden. Zumindest was die Raumgestaltung und die Farbwahl anging, fühlte man sich in der Zeit zurückversetzt. Braue Holzdecke, dunkle Bodenfliesen und kalte Leuchtstoff-Lampen im alten Umkleidebereich lassen Erinnerungen an frühere Zeiten aufkommen. Immerhin war das Schließsystem mit der Chip-in-Schlüssel-Technik modern. Der neue Umkleidebereich überzeugte durch gelb-grüne Umkleidekabinen und -Schränke, ausreichend Platz und eine helle Ausleuchtung.

In den Duschen des Alpamare Bad Tölz war ebenfalls die Zeit stehen geblieben. Statt eines großen Duschraumes gab es einen etwas breiteren gang mit Duschmöglichkeiten links und rechts. Die einzelnen Duschplätze erinnerten entfernt an Umkleidekabinen und konnten mit einer Tür geschossen werden. Die kleinen braunen Kacheln und die grelle Neon-Deckenbeleuchtung trugt den Rest zur 80er-Jahre-Atmosphäre bei.

Highlight der Beckenlandschaft und einzigartig zur Eröffnung 1970 war das Brandungsbecken in der großen, freitragenden Halle mit stabilem Stoffdoch. Dem beigenen Stoff sah man sein Alter an, durch die halb lichtdurchlässige Überdachung wurde eine ganz besondere Atmosphäre geschaffen, die entfernt an einen endlosen Sonnenuntergang erinnerte. Die Wellen im Brandungsbecken zählten auch 2015 noch mit zu den Besten, die es in deutschen Erlebnisbädern zu bestaunen gab.

Die Beckenlandschaft im Alpamare Bad Tölz war im Vergleich zu anderen Erlebnisbädern recht überschaubar. dennoch lockte vor allem das Jodsolebecken mit seinen 34°C Wassertemperatur auch Wellnessfans in die Anlage im Alpen-Kurort. Das Becken sorgte mit einem integrierten Whirlpool, einer Sprudelliegemulde und einer Nackendusche für ganzjährigen Badespaß an der frischen Luft.

Das große Thermalbecken war ebenfalls im Außenbereich angesiedelt und bot bei 34°C Wassertemperatur Unterwassermusik, mehrere Bodensprudler und Massagedüsen an den Beckenseiten.

Wer zwischen den beiden Becken wechseln wollte konnte entweder den umständlichen Weg durch den Innenbereich nehmen oder aber durch das Kaltwasserbecken schreiten und so gleichzeitig den Kreislauf in Schwung bringen. Das Kneippbecken verband die beiden Thermal-Außenbecken miteinander, konnte aber auch separat genutzt werden und bot vor allem im Sommer eine willkommene Erfrischung.
Rund um die Beckenlandschaft stand im Sommer eine großzügige und fast schon parkähnlich gepflegte Liegewiese zur Verfügung. Unter hohen Bäumen standen auch schattige Plätze zur Verfügung. Bänke luden zum Ausruhen ein.

Das einzige Becken im Innenbereich stellte neben dem Wellenbecken das Kurs-Thermalbecken. Bei 32°C Wassertemperatur konnte man sich hier in angeleiteten Aqua-Fitnesskursen betätigen, außerhalb der Kurszeiten stand Bahnen ziehen oder einfach Relaxing auf dem Programm.

Einzigartig im süddeutschen Raum war die Indoor-Surfanlage Endless Peak. Für die Nutzung der künstlichen Wellen inklusive Surfbrett wurde eine zusätzliche Gebühr von 3 Euro fällig. Immerhin hatte man so die Möglichkeit, die Surfanlage eine ganze Stunde lang gemeinsam mit anderen Probanden zu nutzen.

Im etwas ruhigeren Teil des Bades zwischen Kursbecken und Brandungsbad gab es ein nett gestaltetes und im Fischer-Stil gehaltenes Schwimmbad-Restaurant. Auf gemauerten Bänken konnte man an Steintischen speisen und die ganz besondere Atmosphäre unter Fähnchen und Fischernetzen genießen. Im Sommer lud eine Außenterrasse zum gemütlichen Snack an der Beckenlandschaft ein.

Das Alpamare war aber nicht wegen seines Restaurants und auch nicht wegen der doch eher unterdurchschnittlichen Beckenlandschaft berühmt. Das Alpamare Bad Tölz war bis zur Eröffnung des Galaxy Erding der größte Indoor-Rutschenpark Deutschlands.
Rutschenfans konnten sich im Alpamare Bad Tölz auf sieben Riesenrutschen mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad austoben.
Besonders die Gestaltung der Rutschen war ihrer Zeit voraus und auch heute gibt es wenige Rutschen, die es mit dem Ideenreichtum der Riesenrutsche Gaga aufnehmen können. Die 180 Meter lange Reifenrutsche begann als Black Hole Röhrenrutsche mit spärlichen Lichteffekten. Beim Verlassen der dunklen Röhre ging es mit einem offenen Teilstück an der frischen Luft weiter, direkt in das Maul einer Riesenkrake und unter einem Wasserfall hindurch. Anschließend folgte die Waschanlage mit drehenden Bürsten und spritzendem Wasser. Durch einen weiteren Wasserfall hindurch ging es dann in das riesige Landebecken. Die Rutsche durfte ausschließlich mit Zweierbobs genutzt werden und machte dank der pfiffigen Gestaltung ihrem Namen alle Ehre.

Ebenfalls 180 Meter lang und ebenfalls nur mit Zweierbobs benutzbar war die Thriller getaufte Black Hole Reifenrutsche. Verschiedenste Lichteffekte, Stroboskop-Effekte und Lauflichter versprachen ein einzigartiges Rutscherlebnis. Die Rutsche mündete direkt neben der Riesenrutsche Gaga im großen Landebecken.

Bis zur Eröffnung der Sommer-Rutschen in der Therme Erding galten die beiden Mattenrutschen im Alpamare Bad Tölz als die einzigen Mattenrutschen Deutschlands. Die Cobra-Tunnel war die dunklere von beiden. Die Black-Hole-Rutsche verfügte über Lichteffekte, einen Wasserfall und einen extrem rasanten Verlauf. Kopf vor ging es hier in halsbrecherischer Geschwindigkeit dem Flachwasser-Auslauf entgegen. Die Rutsche konnte auch als Bodyslide ohne Speedboard genutzt werden und war so auch für Rutschanfänger geeignet.

Die 110 Meter lange Alparun war die zweite Mattenrutsche, verfügte aber anders als die Cobra Tunnel über helle Rutschenabschnitte und eine etwas freundlichere Beleuchtung. Auch diese Rutsche ging rasant zur Sache, gut festhalten war angesagt. Die 110 Meter lange Rutschstrecke konnte auch hier ohne Board zurückgelegt werden.

Für Wettkampf-Feeling sorgten die beiden Kamikaze-Steilrutschen Alpa-Canyon I und II. Die zwei parallel verlaufenden Riesenrutschen führten nach dem durchschreiten des Drehkreuzes über zwei durch eine Gerade unterbrochene Hügel steil hinab, durch einen Felsentunnel hindurch ins Flachwasser-Auslaufbecken. Die 50 Meter langen Riesenrutschen verfügten über ein maximales Gefälle von 92% - Spaß und Adrenalin pur!

Letzte Rutsche und vor allem zu Anfangszeiten des Alpamare etwas ganz Besonderes war die Alpa-Bob getaufte Wildwasser-Rutsche. Mit Einer-Reifen ging es hier durch einen reißenden Fluss, über Stromschnellen und unter Wasserfällen hindurch. Zwei Zwischenbecken bremsten die ansonsten recht spaßige Abfahrt.

Nach viel Rutschen-Action sehnte man sich im Anschluss nach viel Ruhe im Alpamare Bad Tölz. Und so bot das Erlebnisbad jede Menge Rückzugsmöglichkeiten, mehrere abgelegene Ruheräume, ein Dampfbad und eine Sauna. Letztere konnte gegen Aufpreis genutzt werden.
Auch wir nutzten noch einmal die Ruhe, ehe wir das Alpamare verließen - dieses Mal für immer - auf Nimmerwiedersehn.