Stadtbad Schöneberg Berlin
besucht im März 2014Erlebnisbericht vom 27. November 2014
Die Hauptstadt Berlin hat sage und schreibe 37 Hallenbäder. Allerdings nennen lediglich zwei Freizeitbäder eine Großwasserrutsche ihr Eigen. Eines davon ist das Stadtbad Schöneberg Berlin im namensgebenden Ortsteil Schöneberg im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg. Das Bad liegt somit fast direkt in der Innenstadt und entsprechend sollte man auch seine Anreise gestalten. Eigene Parkplätze hat das freizeitorientierte Stadtbad nämlich nicht zu bieten, direkt an der Straße kann man mit viel Glück eine Parklücke finden. Einfacher ist da die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Entweder fährt man mit dem Bus bis zur Haltestelle Albertstraße und steigt somit direkt vor dem Bad aus oder man kommt mit der U-Bahn bis zum Rathaus Schöneberg und läuft dann noch ein paar hundert Meter bis zum Stadtbad Schöneberg. Seit 2012 trägt das Bad den Beinamen Hans-Rosenthal-Bad in Gedenken an das jüdische Mitglied im Direktorium des Zentralrats der Juden. Rosenthal lernte 1950 in dem Stadtbad schwimmen, was für Juden nach dem Krieg etwas ganz Besonderes war. Denn die unter Naziherrschaft verfolgte Religionsgemeinschaft durfte während der Regimeherrschaft nicht schwimmen lernen.
Das Stadtbad Schöneberg steht unter Denkmalschutz und wurde bereits 19281931 vom Architekten Heinrich Lassen erbaut. Das Bad überstand die Kriegsjahre und ist äußerlich noch vollständig erhalten. So meint man auch zuerst nicht, dass man vor einem Schwimmbad steht. Vielmehr erinnert das Bad an eine alte Fabrik- oder Wohngebäude mit roten Ziegelsteinen an der Außenfassade und eher unspektakulärem Vorhof.
Auch der Eingangsbereich versetzt den Badbesucher gefühlte Jahrzehnte in der Zeit zurück. Hier erinnert wenig an ein Schwimmbad, vielmehr fühlt man sich wie im Eingangsbereich zu einer U-Bahn-Station. Mittig platziert in der schallenden Eingangshalle gibt es eine Vitrine mit Badezubehör, welches am zweiseitigen Kassen-Häuschen mitten im Raum erworben werden kann. Dort bekommt man auch durch eine Sprechluke und eine Schublade seine Eintrittskarten, um dann durch die Drehkreuzanlage ins Bad zu gelangen.
Bevor es zu den Umkleiden geht, sieht man mittig einen blauen, knapp 50 Zentimeter hohen Spalt, welcher einen direkten Blick in die Unterwasser-Welt des Sportbeckens erlaubt. Da sich der Sprungbereich direkt darüber befindet, kann man hier die Springer dabei beobachten, wie diese ins Wasser eintauchen. Wer möchte, kann auch auf zwei Beton-Bänken Platz nehmen und dem fröhlichen Treiben unter Wasser zuschauen. Links steht in diesem Bereich außerdem der Kassenautomat, welcher das unkomplizierte Nachzahlen bei Zeitüberschreitung ermöglicht.
Die Umkleiden sind - anders als der Eingangsbereich - top modern. Hier kommen moderne türkisfarbene Milchglas-Umkleidekabinen zum Einsatz, welche ausreichend Platz bieten, um sich bequem umzuziehen. Neben Einzelumkleiden gibt es auch Sammelumkleiden für Schulen und Vereine. Kleiderspinde sind zahlreich vorhanden, hier benötigt man einen Euro als Pfand, um den Schrank zu verschließen.
Das Stadtbad Schöneberg Berlin ist unterteilt in zwei Bereiche, welche von der Architektur unterschiedlicher kaum sein könnten. Unten, hinter dem denkmalgeschützten Gebäudeteil befindet sich ein moderner, mit großen Glasfronten versehener Anbau, welcher den Freizeit- und Erlebnisbereich beherbergt.
Oben geht es ruhig und sportlich zur Sache, denn in der riesigen Schwimmhalle mit sehr hoher Decke und großen Fenstern wartet unter anderem das große, 25 Meter lange Sportbecken auf Schwimmbegeisterte. In dem nach hinten immer tiefer werdenden Becken gibt es fünf Bahnen und eine Sprunganlage mit 1-Meter-Sprungbrett und 3-Meter-Sprungbrett.
Nur durch einen Steg getrennt schließt sich direkt an das Sportbecken das relativ große Lehrschwimmbecken an. Das Nichtschwimmerbecken bietet einen ganzseitigen Beckeneinstieg über eine mehrstufige Treppe. Das Becken wird nach hinten hin tiefer, sodass sich Nichtschwimmer langsam an das tiefere Wasser herantasten können.
Durch einen Bogengang getrennt befindet sich auf der rechten Hallenseite (vom Sprungturm aus gesehen) ein angenehm temperiertes Solebecken. Während im Sportbecken bei 30°C geschwommen werden kann, kann man sich auf der Sprudel-Sitzbank im Solebecken bei 32°C Wassertemperatur erholen. Zwei eigentlich als Whirlpools gedachte Becken waren bei unserem Besuch geschickt als runde Sitzkegel getarnt. Hier gibt es wohl Probleme mit der Wassertechnik, sodass die Becken außer Betrieb waren.
Auch das Solebecken ist nicht durchgehend in Betrieb. Zur Wahrung der Wasserqualität wird das Becken in periodischen Abständen geschlossen, während die Pumpen das Wasser umwälzen und durch die Filter reinigen.
Jetzt geht es ein Stockwerk tiefer zum Erlebnisbereich. Dort wartet nämlich das nett gestaltete und vor einer großen Glasfront untergebrachte Erlebnisbecken auf uns. Eine Kinderrutsche sorgt bei kleinen Badegästen für Erheiterung und ein großer Wasserpilz ist nicht nur optisch nett anzusehen, sondern dient auch gleichzeitig als Kopf- und Nackenmassage. Eine Geysir-Bucht rundet das Angebot sinnvoll ab.
Über einen Durchschwimmkanal gelangt man ins ganzjährig beheizte Außenbecken. Das Becken ist in einer Art Hinterhof hinter dem Bad gelegen, rund um das Becken gibt es bei sommerlichen Temperaturen die Möglichkeit, die kleine Grünfläche als Liegewiese zu nutzen. Das Becken selbst bietet eine Gegenstromanlage, welche die Ausdauer fordert oder in Strömungsrichtung als einseitiger Strömungskanal dient. Ein kleiner Wasserpilz sowie Bodensprudler ergänzen das Wasserangebot.
Innen gibt es noch ein Kinderbecken, welches als einzige Attraktion mehrere Bodensprudler hat. Eine stilisierte Krake hübscht den Beckenboden etwas auf. Direkt neben dem Kinderbecken gibt es eine runde Plattform mit kleinen Wasserfontänen. Der spritzige Wasserspaß dient als zusätzliche Unterhaltung, trotzdem vermisst man am durchaus recht großen Kinderbecken eine Kleinkinder-Rutsche für alle Kinder, welche noch nicht die am Erlebnisbecken platzierte Edelstahlrutsche nutzen können.
Apropos Rutsche: Da gibt es noch was Größeres! Das Stadtbad Schöneberg Berlin hat als eines der wenigen Berliner Bäder eine Riesenrutsche. Zwar ist die Tunnelrutsche nur 53 Meter lang, erfreut sich aber dennoch großer Beliebtheit bei den kleinen und großen Badegästen. Eine Ampelanlage gibt es nicht, der Auslaufbereich ist von oben allerdings auch perfekt einsehbar. Die Edelstahl-Rutsche ist bereits am Start kein Geschwindigkeitswunder und verläuft auch eher gemütlich und wenig rasant. Lediglich in 3-Punkt-Technik wird man einigermaßen flott, schwingt aber selbst dann in den Kurven nicht großartig nach oben. Die Rutsche ist also betont familienfreundlich und kann problemlos auch von kleinen Kindern genutzt werden.
Per Plumpsauslauf landet man im etwa hüfttiefen Rutschenlandebecken. Aufgrund der Beckengröße kann man sich auch mal im vorderen Bereich etwas aufhalten. Schön wäre noch ein Durchschwimmkanal ins links angrenzende Erlebnisbecken gewesen, so hätte man die Beckenlandschaft nahtlos gestalten können.
Fazit
Aber auch so ist das Stadtbad Schöneberg Berlin durchaus einen Besuch wert. Vor allem die interessante Mischung als denkmalgeschützter und moderner Architektur versprüht einen ganz eigenen Charm. Die riesigen Glasflächen lassen viel Licht in den Altbau, wodurch eine angenehme Atmosphäre zum schwimmen, Sport treiben und erholen entsteht. Der Erlebnisbereich ist klein, aber fein und überzeugt durch ein nettes Erlebnisbecken in Kombination mit dem ganzjährig beheizten Außenbecken. Der Kinderbereich und die Riesenrutsche werten das einstige Sportbad zum waschechten Familienbad auf. Wer in Berlin also ein familientaugliches Freizeit- und Erlebnisbad sucht, kommt an einem Besuch im Stadtbad Schöneberg kaum vorbei.
Kommentare
Kommentar verfassen